Aktuelle Informationen zur Luft- und Wasserhygiene

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Dicke Luft - Thema in NZZ

Bild NZZ 16.05.14Dicke Luft wird zum Politikum  
Im Bundesamt für Gesundheit und im Parlament wird über neue Normen und Kontrollen wegen ungesunder Lüftungsanlagen diskutiert. Die staatlichen Bemühungen um die Luftqualität erreichen das Innere der Gebäude. Auch der Bund erkennt einen Handlungsbedarf. Doch gegen neue Gesetze gibt es bereits auch Widerstand.

NZZ 16.05.2014 Davide Scruzzi

Moderne Gebäudehüllen lassen wegen der Energieeffizienz keinen natürlichen Luftaustausch mehr zu. Diese Funktion müssen Lüftungsanlagen übernehmen, die ausserdem die Wärme der Innenluft nutzen können. All dies kann aber übel enden. 2012 sorgte an der Pädagogischen Hochschule Zürich ein Schwächeanfall eines Studenten für Schlagzeilen. Jener Vorfall könnte sich nämlich aufgrund des anfangs schlecht justierten Raumklimas ereignet haben. Ebenfalls in Zürich kamen Räume des Obergerichts in Verruf, weil die Luft im Winter zu trocken und im Sommer zu warm war. Die Lüftungsanlage musste neu eingestellt werden. Weitere Verbesserungen werden umgesetzt. – Eigentlich ist Fachleuten klar, wie gesundheitliche Nebenwirkungen vermieden werden. Doch ortet der Schweizerische Verein für Luft- und Wasserhygiene (SVLW) eine mangelhafte Umsetzung der Normen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA).

Altes Problem

Gesundheitsprobleme wegen schlecht gewarteter Klimaanlagen und Lüftungen sind nicht neu. Entsprechend kann Harry Tischhauser, Präsident des SVLW, eine grosse Palette negativer Beispiele präsentieren, dazu gehören: Lufterfassungsanlagen auf Dächern direkt neben Toiletten-Entlüftungen, schlecht gereinigte und mit Schimmel befallene Wassersammler für die Raumentfeuchtung oder auch Staub von Bauarbeiten, der jahrzehntelang die Raumluft belastet. Hinzu kommen mangelhafte Justierungen der Anlagen. Wird zu wenig gelüftet, steigt der CO2-Gehalt, und das Wohlempfinden der Menschen nimmt ab. Arbeiten die Anlagen hingegen zu intensiv, ist die Energiebilanz nicht mehr optimal. Laut einer Erhebung der Hochschule Luzern waren von 100 bewerteten Anlagen die Hälfte nicht einwandfrei installiert.

In einer Antwort auf eine Interpellation von Nationalrätin Ruth Humbel-Näf (cvp., Aargau) stellt auch der Bundesrat fest, dass bei schlechten Installationen mit einer erhöhten Schadstoffbelastung, eventuell höheren Radongas-Konzentrationen und höheren Belastungen mit Milben-Allergenen sowie mit Schimmelrisiken zu rechnen sei. Der Bund verwies aber bisher auf die Kantone. Diese müssen im Rahmen der Energiestrategie 2050 Vorschriften erlassen. Nun will Humbel-Näf mit einer Motion den Bund in die Pflicht nehmen. Im Vorstoss, der während der nächsten Session eingereicht werden soll, verlangt die Gesundheitspolitikerin schweizweite gesetzliche Normen zur Hygiene raumlufttechnischer Anlagen. Der Lufthygiene-Verein wünscht sich eine Pflicht zur Betriebsabnahme nach dem Einbau und spätere Nachkontrollen, ähnlich wie dies schon bei Heizanlagen erfolgt. Dabei liessen sich Differenzierungen zwischen öffentlichen Bauten und Privatwohnungen vornehmen.

Die Konferenz der Energiedirektoren prüft bereits, eine Kontrolle der Haustechnik für obligatorisch zu erklären, allerdings mit Blick auf die Energiebilanzen. Beim Bund sind zudem Massnahmen in Vorbereitung, um das radioaktive Radongas in Gebäuden zu reduzieren – ein Problem, das durch Sanierungen verschärft wird.

Laut SVLW-Präsident Harry Tischhauser ist die Baubranche nicht mehr in der Lage, selbständig für die Einhaltung der SIA-Normen zur Lüftungstechnik zu sorgen – wie dies bei anderen SIA-Richtlinien der Fall ist, die nur in Konfliktfällen von Gerichten herangezogen werden. Der Preisdruck auf dem Bau sei hoch und die Konkurrenz ausländischer Anbieter gehe auf Kosten der Qualität, sagt Tischhauser.

Übertriebene Forderungen?

Der Verein für Luft- und Wasserhygiene argumentiert mit dem Gesundheitsschutz. Dass aber auch seine Mitgliedfirmen von solchen Standards profitieren würden, weil die Konkurrenz von Billiganbietern gedämpft würde, liegt auf der Hand. Die Dringlichkeit von Regulierungen ist denn umstritten.

Eine von den Lufthygienikern selber zitierte Luzerner Studie kommt zum Schluss, dass bei 94 Prozent der untersuchten Anlagen die Innenluft punkto Hygiene nicht schlechter sei als die Aussenluft. Das zentrale Schutzziel der SIA-Norm wäre hier erreicht. Auch bei den übrigen sechs Prozent sei der Schutz der Personen gewährleistet. Das Bundesamt für Gesundheit sieht dennoch Handlungsbedarf, weil jene Studie just die mangelnde Zugänglichkeit der Anlagen für künftige Wartungsarbeiten aufgezeigt habe. Es handle sich somit langfristig um ein «latentes Gesundheitsrisiko», sagt Claudia Vassella vom BAG. Gute Luft sei wichtig, auch mit Blick auf Wohlbefinden und Arbeitsproduktivität. Es sei darum notwendig, dass die bestehenden Normen eingehalten würden und die Einhaltung zunehmend auch kontrolliert werde, meint Vassella. Auch für Nationalrätin Ruth Humbel-Näf ist die langfristige Perspektive zentral; entsprechende Verschärfungen seien also Investitionen in die Zukunft.

Der Schweizerische Gewerbeverband steht hingegen solchen Normen und Kontrollen «sehr kritisch gegenüber», auch mit Blick auf die Kosten. Wenig Freude hat zudem der Hauseigentümerverband Schweiz (HEV). Wenn Eltern mit einem Kleinkind in einem Zimmer schlafen, könne dies bei einem gut gedämmten Haus mit schlechter Lüftung zwar zu einer etwas erhöhten CO2-Konzentration führen. «Allerdings sind hier keine Gesundheitsschäden zu erwarten», sagt Thomas Ammann vom HEV. Er beurteilt den ganzen Diskurs kritisch. Es werde nämlich auch zunehmend suggeriert, dass die Aussenluft nicht mehr gut genug sei und die Gebäude deshalb vermehrt mechanisch belüftet werden sollten. Die bestehenden SIA-Normen regelten die Anforderungen an ein «Lüftungskonzept» ausreichend, eine neue Pflicht für Bauabnahmen und Nachkontrollen sei nicht nötig. Es müsse den Eigentümern selber überlassen werden, ob sie auf eine Lüftungsanlage setzen wollten oder die «manuelle Fensterlüftung» besser sei, sagt Ammann.

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NZZ Artikel 16.05.14

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